Akklimatisation beim Trekking – Höhenkrankheit vermeiden
Einige Aufenthalte in der Höhe sind geprägt von Anpassungsvorgängen des Organismus aufgrund des niedrigen Luftdrucks und dem daraus konsultierten Sauerstoffmangel. Man sagt, dies trifft vor allem auf Trekkingtouren zu, die eine Höhe über 5400 m haben z.B. um das Annapurna-Massiv in Nepal, aber auch die Besteigung des Kilimandscharo in Afrika oder der Inka-Trail in Peru. Ich fand aber auch schon unser Trekking zum Ghorepani Poon Hill in Nepal von 1920 m auf 3210 m, sowie das Mount Everest Base Camp (5200 m) auf unserer Tibet-Reise – für meine Verhältnisse – schon davon betroffen. Daher ist mir der Beitrag sehr wichtig, um über die Akklimatisation beim Trekking zu informieren und zu sensibilisieren.
Akklimatisation beim Trekking: Belastungsfaktoren in der Höhe
Belastungsfaktor 1
Dazu zählt die körperliche Anstrengung, die durch lange Tagesmärsche mit Auf- und Abstiegen und beträchtlichen Höhenmetern entsteht. Daher unbedingt vor der Reise Kraft und Ausdauersport trainieren und einen guten Gesundheitszustand bei Reiseeintritt haben. In der Höhe ab 1500 m verliert ein Reisender pro 1000 Höhenmetern 10 % seiner Ausdauerleistung. D.h. beim Trekking zum Mount Blanc Gipfel (4810 m) ist die Leistungsfähigkeit um bis zu 1/3 gesunken.
Auf Medikamente, zur Unterstützung der Akklimatisation, sollte verzichtet werden. Dies sollte nur von höhenerfahrenden Medizinern verordnet werden. Chronisch Kranke, ältere Menschen und Kinder sollten sich vom Arzt im Vorfeld durchchecken lassen.
Belastungsfaktor 2
Ein weiterer Belastungsfaktor beim Trekking sind die klimatischen Bedingungen. Am Tage herrschen hohe Temperaturen, nachts kühlt es ab, meist bis in die Minusgrade. Zudem herrscht im Tal eine hohe Luftfeuchtigkeit, in der Höhe kalte und trockene Luft, hohe Sonnenbestrahlung und ggf. Schneefall. Hier ist eine gute Kleidung und Ausrüstung von Vorteil. Wichtig ist aber auch, die innere Einstellung umzukehren, abzubrechen und gesund vom Trek zurückzukommen. Jeder sollte seinen falschen Stolz beim Trekking zu Hause lassen. Es hat nichts mit Schwäche, Aufgeben oder sich die Blöße geben zu tun, wenn man in der Gruppe abbricht. Es ist Stärke, Größe und Klugheit, sowie ein gesundes Trekking! Und am Ende Dein Leben!
Info: Für unsere Übernachtung am Mount Everest Base Camp findest Du hier meine Packliste.
Belastungsfaktor 3
Zum Schluss können auch hygienische Verhältnisse zur Belastung werden. Ich sage nur stinkende Hock-Toiletten an Raststätten oder öffentliche Toiletten. Aber auch Mehrbettzimmer, Müll und Enge können eine psychische Belastung hervorrufen.
Akklimatisation beim Trekking: Jeder Körper reagiert in der Höhe anders
Egal, ob eine Gondelfahrt oder Heißluftballonfahrt – alles geht in die Höhe, die für den Körper nicht alltäglich ist.
- Bis 1500 m – keine nennenswerten Höhensymptome
- Ab 1500 m – Einschränkungen komplexer Hirnfunktionen / Nachtsehen
- Ab 4000 m – Schwindelzustand, Herz- und Atemstörungen
- Ab 5000 m – Gleichgewichtsstörungen, Sehverminderung
- Ab 6000 m – Kollapszustände (akute Lebensgefahr ab 6000 m)
- Ab 7000 m – 80 % werden bewusstlos, 100 % bei 8847 m Mount Everest (wenn keine Vorkehrungen getroffen sind und keine gute Kondition etc. besteht)
Auftreten der Höhenkrankheit – Unterscheidung in 3 Stufen
- 1500 – 2500 m – Sofort-Anpassung möglich, keine schweren gesundheitlichen Komplikationen durch die Höhenkrankheit. Sauerstoffabnahme der Atemluft bei 90 %. Leichte Atmung, Anstieg der Herzfrequenz.
- 2500 – 5000 m – auch Schwellenhöhe ab 2500 m genannt. Sofort-Anpassung nicht möglich und Akklimatisation notwendig. Sauerstoffabnahme der Atemluft sinkt unter 90 %, bei zusätzlicher Belastung sinkt sie weiter.
- Ab 5500 m – vollständige Anpassung nicht mehr zu erreichen. Nur Kurzaufenthalte möglich. Ab ca. 6000 m spricht man auch von der Todeszone, da ein längerer Aufenthalt nicht mit dem Leben vereinbar ist. Anpassungsvorgänge der Atmung, die einen möglichen Aufenthalt verlängern, können stattfinden.
Akklimatisation beim Trekking: Anpassung des Organismus an die Höhe
Die Anpassung des Organismus an die Höhe kann durch folgende Vorgänge erfolgen:
Atmung: Steigerung des Atemminutenvorgangs. Dazu eignet sich gut Coffein; schlecht hingegen Alkohol, Schlafmittel, Schmerzmittel.
Anstrengung vermeiden: In den ersten Tagen sollte auch Anstrengung und körperliche Belastung vermieden werden. Wir waren z.B. 3 Tage in Lhasa auf 3700 m um uns zu akklimatisieren. Dort haben wir auch nur 2-3 Besichtigungen unternommen.
Herzfrequenz: Erhöhung des Herzminutenvolumens, was gewährleistet, dass das Herz-Kreislaufsystem die Sauerstoffversorgung der Organe weiterhin übernimmt. Die Erhöhung der Herzfrequenz entsteht aufgrund von Sauerstoffmangel.
Blut: rote Blutkörperchen vermehren sich in Akutsituationen, um die Energiegewinnung abzugeben. Hört sich im ersten Moment zwar gut an, aber durch die Vermehrung entsteht eine „Eindickung“ des Blutes. Die in Kombination mit Wasserlassen (was gut in der Höhe ist), trockener Luft (Wasserverlust), erhöhter Atemfrequenz und Schweißneigung kann zur Austrocknung führen. D.h. immer viel trinken, trinken, trinken und nicht nur bei Durst! Dazu noch Kohlenhydrate zu sich nehmen.
Eine erfolgreiche Akklimatisation hat stattgefunden, wenn der persönliche Ruhepol bei Atmung, Schlaf und Belastung zurückgekehrt ist. Ebenfalls sollte das Wasserlassen kein Problem darstellen und Deine Unternehmungslust auf das Trekking wieder vorhanden sein.
Man sagt auf 4000 m benötigt man 3-6 Tage, auf 5000 m 10-14 Tage und auf 6000+ m 20 – 30 Tage für eine Akklimatisationszeit. Und jetzt schau Dir Dein Trekking-Reiseangebot an! Ich habe es zwar zum Mount Everest Base Camp auf 5200 m geschafft, aber meine Nacht war sehr bescheiden – ohne Schlaf, da ich zu wenig Sauerstoff im Blut hatte. Mein Herz raste, ich versuchte im Sitzen zu schlafen, machte Meditationsübungen, trank 3l Wasser… Das würde ich so auf keinen Fall noch mal machen und so lag das Schreiben dieses Artikels sehr am Herzen.
Akklimatisation beim Trekking: Die Regeln beim Trekking befolgen
Beachte folgende Regeln beim Trekking:
- langsames aufsteigen
- keine körperliche Anstrengung insbesondere nicht in der Anfangsphase
- tiefe Schlafhöhe, das ist die Schlaftaktik:
- mehrere Nächte auf gleicher Schwellenhöhe
- täglicher Unterschied 400-600 m
- tiefer Schlafen als die erreichte Tageshöhe
- von Tag zu Tag max. 1500 m Unterschied
- pro 1000 m Höhendifferenz 2 Nächte in derselben Höhe bleiben
- kein Schlafmittel zu sich nehmen – je höher, desto weniger Schlaf wird es werden
- nur symptomfrei weitergehen
- erhöhter Oberkörper beim Schlafen
Welche Anzeichen gibt es bei Höhenkrankheit
- Akute Bergkrankheit (milde Form): Kopfschmerzen als Leitsymptom + mind. 2 der Begleitsymptome – Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Luftnot bei Belastung, Schlaflosigkeit, häufige Atempausen, Teilnahmslosigkeit, Flüssigkeitsansammlung im Gewebe.
- Akute Höhenhirnödems: Akute Bergkrankheit (siehe vorherigen Punkt) plus Gangunsicherheit mit Koordinationsstörung. D.h. die milde Form eilt dem Hirnödem voraus und sollte ernst genommen werden.
- Akute Höhenlungenödems: Akute Bergkrankheit (siehe Punkt 1) plus schneller Leistungsabfall stärke Müdigkeit, Atemnot bei Ruhezone, trockener Husten, rasselnder Atem. Auch hier geht die milde Form in den meisten Fällen voraus – aber nicht immer!
Sofortmaßnahmen bei Höhenkrankheit
Bei akuter Bergkrankheit nicht höher steigen! Jetzt heißt es warten bis der Aufstieg fortgesetzt werden kann. Meistens reicht ein Rasttag. Wenn die Beschwerden anhalten, absteigen! Jedoch nicht alleine und am besten bis zur symptomfreien Schlafzone mindestens aber 400 m absteigen. Einige Guides haben auch Sauerstoffflaschen dabei. Generell gilt aber: Medikamente gehören in ärztliche Hände.
Und jetzt viel Spaß beim Trekking! Gib acht auf Dich und Deine Gruppenmitglieder! Tipp: Hol Dir die Höhenmesser-App, sie funktioniert auch offline.