Nordkap wir kommen! Wanderung am nördlichsten Punkt Europas
Ganz ehrlich Leute, endlich geschafft, die weite Tour hat sich gelohnt! Doch vorerst gehen wir noch ein paar Stunden zurück. Abfahrt vom Campingplatz Repväg gegen 11.30 Uhr. Wir hatten ausgeschlafen, ein gutes Frühstück, innen und außen alles gecheckt und losging es auf die E69 Richtung Nordkap und zu unserer Wanderung am nördlichsten Punkt Europas. Es waren nur noch gute 85 km zu meistern. Bei Regen und 6 °C machten uns die Songs von UB40 richtig gute Laune. Unterwegs sahen wir überall Rentiere, teilweise mit niedlichem Nachwuchs. Sie gingen sehr gemächlich über die Straße, wahrscheinlich war das Futter auf der anderen Straßenseite schmackhafter; man weiß es nicht.
Beim Song „Red Red Wine“ fingen wir an zu pfeifen mit einem Grinsen im Gesicht, welches hieß, Nordkap wir kommen. Bald konnten wir unsere Wanderung am nördlichsten Punkt Europas starten.
1,2,3 Tunnel bis zum Ziel
Die erste Hürde, der „Nordkapptunnelen“ mit 6870 m Länge. Ein Wunderwerk der Baukunst. Am anderen Ende angekommen, waren wir auf der Insel mit dem Nordkap. Das Durchfahren des Tunnels war kostenfrei, früher musstest Du Maut bezahlen. Die nächste Fahrt ging durch den „Sarnestunnelen“ nur 190 m lang. Immer wieder ein anderes und noch schöneres Bild – tolle Landschaft, mitten im Hochgebirge Seen, dann wieder große Felsen mit Schneefeldern und immer wieder Rentiere – d.h. volle Konzentration, immer wieder bereit sein anhalten zu können. Dazu noch sehr viele Kurven und endlose Straßen, als wenn das alles kein Ende nehmen wollte. Der dritte Tunnel „Honningsvätunnelen“ mit 4440 m Länge war der letzte Tunnel den wir durchfahren mussten und Du wirst es nicht glauben, Radfahrer waren darin unterwegs – Wahnsinn! Was für ein Risiko! Aber zum Nordkap gibt es nun mal nur diese eine Straße mit den 3 Tunneln.
Beim Ort Honningsväg fuhren wir links weiter auf der E69 Richtung Nordkap. Honningsväg ist eine große Stadt auf der Nordkapinsel. Und weiter ging es auf der endlos wirkenden Straße mit unendlichen Weiten, hohen Bergen und Tälern mit Seen, trotz 3 °C und Regen eine Traumgegend. Wie mag die nur bei Sonnenschein aussehen, wahrscheinlich blieb uns dann beim Anblick der Atem weg. Gegen 12.45 Uhr hatten wir noch 13 km vor uns. Die Spannung wuchs, aber diese 13 km zogen sich, es nahm kein Ende, die endlos lange Straße: Kurven, Steigungen von 9 %, auch immer wieder Radfahrer, Gefälle von 9 % und Regen bei 4 °C. Schade, die erste große Wanderung zum nördlichsten Punkt Europas sollte wohl ins Wasser fallen.
Wir fuhren den ersten und einzigen großen Stellplatz auf der linken Seite an (gut sichtbar) von wo die Wanderung zum nördlichsten Punkt Europas losgehen sollte und überlegten, was wir tun wollten. Das Wetter war schlecht. Wohin das Auge reichte nur Wasser und Schnee und dazu der graue Himmel. Auch wenn wir Wetterkleidung anzögen, musste die ja danach erst einmal wieder trocknen und das könnte dauern. Also machten wir eine Kaffeepause und trauten unseren Augen nicht – es schneite richtig dicke Flocken und das im Juni. Das war wiedermal ein Erlebnis!
Nordkap wir kommen
Danach ging es direkt weiter zum Nordkap, die Anzeige im Cockpit „VorsichtGlatteisbildung“ und 3 °C – aber es wurde tatsächlich langsam heller. Ja und dann änderte sich das Wetter auf einen Schlag. Am Eingang zum Nordkap löhnten wir erst einmal 550,-NOK (ca.59,-€) und hatten, ob wir wollten oder nicht, auch 24 Stunden Aufenthalt mit bezahlt. Eine Wahl gab man uns nicht. Also geschluckt und dann einen Stellplatz gesucht, so einfach war es nicht, auch andere hatten einen Traum und so reihten wir uns ein. Eine wahre Wohnmobilstadt bot uns beim Anblick. Viele verschiedene Länder, aber auch viele Norweger waren mit dabei.
Es war ein schöner Blick endlich die Weltkugel zu sehen, auf diesem hohen Felsen zu stehen und das Gefühl zu haben – wir haben es geschafft, wir waren wirklich überglücklich. Es gab in diesem Augenblick nichts Schöneres auf dieser Welt! 4326 km gefahren – der Aufwand hatte sich voll gelohnt. Jetzt kannst Du lachen, aber ich musste in den Souveniershop und wenigstens einen ganz kleinen Troll kaufen, ich hatte mich für einen zahnlosen Angler entschieden. Der klebt jetzt auf dem Armaturenbrett und ist unser Talisman.
Wanderung am nördlichsten Punkt Europas
Gegen 16 Uhr sind wir zurück zum Parkplatz in der Nähe des Nordkaps. Von hieraus sollte unsere Wanderung zum nördlichsten Punkt Europas beginnen. Das Wetter war immer noch gut, zwar kalt aber trocken, also trafen wir die Entscheidung die Wanderung zu machen. Schnell wurde gekocht und gegessen, denn wir wollten keinen Rucksack mitnehmen. Die Vorbereitung für die Wanderung ging los: warme und wasserabweisende Wetterkleidung, Wanderschuhe, Pudelmütze, Handschuhe und Schal angezogen.
Gegen 17.30 Uhr begann unsere 9 km weite Wanderung zum nördlichsten Punkt Europas auf einem gekennzeichneten Wanderweg. Der Wanderweg war anspruchsvoll, weil natürlich sehr steinig und hügelig – ein Auf und Ab – und aufgrund der immer noch anhaltenden Schneeschmelze viel Wasser überquert werden musste. Aber wir hatten ja wasserdichte Wanderschuhe, also keine nassen Füße. Und vor allem, wir hatten gute Laune und fühlten uns für diese Herausforderung fit. Also stolperten wir gut gelaunt dem nördlichsten Punkt Europas entgegen. Und wir hatten Zeit, viel Zeit, denn es wird ja nicht dunkel in diesen Breitengraden.
An Europas nördlichster Landspitze angekommen, konnten wir eine atemberaubende Landschaft sehen, wir befanden uns am Nordmeer und konnten auf Meereshöhe stehend in der Ferne das Nordkap sehen. Nach einer abendlichen zweieinhalb Stunden (20.30 Uhr) Wanderung war das Licht ganz anders als am Tag. Es war immer noch taghell, ab und zu konnten wir sie Sonne sehen, aber leider war es auch dann wieder bewölkt und so zeigte sich die schöne Landschaft jedes Mal in einem anderen Licht. Wir machten eine Pause, genossen den Anblick und machten uns auf den Rückweg – nochmals 9 km. Diese 9 km wollten kein Ende nehmen, ganz alleine, aber immer noch taghell kamen wir gegen 23.30 Uhr auf dem Parkplatz an.
Ich bin ehrlich, ich war fix und fertig, müde und froh nicht mehr gehen zu müssen. Wir fuhren dann noch einmal 85 km zurück zum Campingplatz Repväg, der sich nicht mehr auf der Nordkapinsel befand. Es war zugegeben schon eine Strapaze nach dieser langen Wanderung zum nördlichsten Punkt Europas, aber unterwegs, um Mitternacht, sahen wir wieder einen zauberhaften Regenbogen über den Felsen am Horizont. Es fühlte sich wie eine Belohnung an. Am Campingplatz gegen 0.30 Uhr angekommen waren wir glücklich und froh über diesen schönen Tag. Am nächsten Tag pausierten wir, um uns auszuruhen und Kraft für die nächsten Abenteuer zu sammeln.
Solltest Du unsere Abenteuer davor verpasst haben, findest Du sie hier: Roadtrip Vorbereitung, 1. Etappe bis Mittelschweden, unsere ersten Huskys in Särna / Schweden, die Wanderung am Canyon in Schweden und mit fast 24 Schlittenhunden über die Grenze zu Norwegen.
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