Tipps zur Gesundheits-, Präventions- & Kurreise – Anwendungen & Verfahren
Du möchtest demnächst eine Gesundheitsreise unternehmen? Oder doch eher eine Präventions- oder Kurreise, Du weißt aber gar nicht so genau wo da der Unterschied besteht? Oder fragst Dich welches balneologische Verfahren sich für Dein Krankheitssymptom z.B. Rückenschmerzen, was durch eine Ursache z.B. falsche Sitzhaltung entsteht, am besten eignet, um es zu lindern? Oder was überhaupt eine Hydro- oder Klimatherapie ist?
Fragen über Fragen und ich versuche Dir ein paar kurze Antworten dazuzugeben. Ich bin kein Arzt und gebe hier keine Beratung zu irgendeiner Therapie / Anwendung! Ich habe im Studium „Gesundheitstourismus“ die unterschiedlichen Anwendungen kennengelernt bzw. erfahren und möchte Dir dies als Kurz-Information an die Hand geben. Besprechen solltest Du für Dich geeignet Anwendungen immer mit Deinem Arzt!
Kurzfassung der Reisearten
Gesundheitsreise ist eine Reise die über mehrere Tage andauert und an einem entfernten Ort zu einem spezifischen gesundheitsförderlichen Zweck mit bestimmten Anwendungen / Angeboten dient.
Präventionsreise ist eine kurze Mehrtagesreise die der gezielten gesundheitlichen Vorsorge dient. Der Aufenthaltsort muss ein dafür zugelassenes Hotel oder Gesundheitszentrum sein. Der Gast ist in guter gesundheitlicher Verfassung und benötigt keine medizinischen Therapieformen. Andernfalls reden wir dann schon von einer Kurreise oder einem Rehabilitationsaufenthalt. Die meisten Krankenkassen bieten eine breite Palette an Präventionsreisen u.a. mit Zuschüssen an. Frag am besten bei Deiner Krankenkasse nach.
Kurreise ist eine mehrwöchige Pauschalreise, die der Verbesserung der Gesundheit durch balneologische Anwendungen dient. D.h. der Kurgast hat gesundheitliche Defizite und ist nicht mehr so leistungsfähig wie ein gesunder Mensch. Unter bestimmten Voraussetzungen kann eine Kurreise von der GKV (Interessenvertretung der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherungen) finanziell unterstützt werden. Der ausgewiesene Kurort /-zentrum muss ortsgebundene Heilmittel zur Behandlung anwenden, die einhergehen mit einer ärztlichen Verordnung – die Erkrankung kann durch die balneologische Maßnahme gelindert werden – , um ein dortiges individuelles therapeutisches Programm mit einem Badearzt durchzuführen.
Balneologie bedeutet im Grunde die therapeutische Anwendung von ortsgebundenen Heilmitteln wie natürlichen Heilquellen, Heilgasen, Heilschlämmen oder heilenden Reizen.
Im Folgenden die am häufigsten nachgefragten Kurmittel und balneologische Verfahren, die Symptome lindern und verbessern, aber die Ursache in den meisten Fällen nicht behandeln können, wenn Du nicht selbst mitarbeitest und diese änderst! Damit Du verstehst, was ich meine, bleiben wir beim Beispiel Rückenschmerzen. Wenn Du weißt, dass diese durch eine falsche Sitzhaltung entstehen, kannst nur Du diese ändern. Es kann Dir zwar die richtige Sitzhaltung gezeigt oder Dir ein Stuhl empfohlen werden, aber Du musst daran arbeiten – erst dann behandelst Du die Ursache und danach werden im besten Fall die Symptome verschwinden. Also nur, weil Du ein Symptom behandelst, verschwindet die Ursache nicht!
Nochmals: Natürlich sind die nachfolgenden Therapien noch breiter gefächert, die Erläuterungen dienen nur für das erste Verständnis. Eine Beratung beim Arzt ist der 1. Schritt!
Infos & Tipps zu Anwendungen ortsgebundener Heilmittel
Fango – ist gefestigter vulkanischer Schlamm mit reichlich Mineralien, welcher als Teil oder Ganzkörperpackung zur Anwendung kommt. Am häufigsten vorzufinden in der Eifel oder Norditalien. Durch die lang anhaltende Wärme hilft Fango u.a. bei rheumatischen Erkrankungen, Ischias und Nachbehandlung bei Knochenbrüchen.
Hydrotherapie – umfasst alles mit Wasser: Bäder, Güsse, Packungen, Duschen, Abreibungen, Wickel, Unterwasserstrahlbehandlungen, Warmwasserbad u. v. m.. Das Wasser gibt einen Wasserdruck auf den Körper sowie Warm- und Kaltreize. Dies dient der Wechselspannung im Blutkreislauf und Nervensystem, aber auch Gefäßerweiterung und -verengung. Hydrotherapie ist in den meisten Kuraufenthalten ein allgemeiner Bestandteil.
Inhalationen, Trinkkuren – ermöglichen die Aufnahme von Mineralien durch die Atmung. Besonders Salinen und Gradierwerke eignen sich zur Inhalation. Salzige Luft befeuchtet die Atemwege beim Einatmen und hilft bei Entzündungen der Nasennebenhöhlen, bei Bronchitis, Reizhusten oder Heuschnupfen. Trinkkuren hingegen sind verschiedene Mineralwasser, die wie das Wort schon sagt getrunken oder gegurgelt werden, um z.B. bei Verdauungsproblemen oder Rachen- und Halsbeschwerden zu helfen.
Klimatherapie – Wetter- und Klimafaktoren die zu therapeutischen Zwecken dienen. Dazu gehören die Voraussetzungen: Luftreinheit, Staub- und Nebelfreiheit sowie Sonnenscheindauer. Die Ausprägungen sind von Reiz- und Schonstufen. Im Mittelgebirgs- und Tiefland hingegen Schonklima. Reizstufen sind in Hochgebirgs- und Seeklima zu finden.
Durch die verschiedenen Reize wie Wärme und Kälte eignet sich dieses Heilklima u.a. bei allgemeiner Erschöpfung, Herz- und Kreislaufkrankheiten und Krankheiten der Atemwege.
Mooranwendungen – dazu gehört z.B. das Moorbad. Diese Anwendung eignet sich besonders gut für die Behandlung von rheumatischen Erkrankungen, Krankheiten des Bewegungsapparates, psychische Erschöpfung und chronischen Unterleibsbeschwerden. Weitere Arten sind Moorpackungen – wirksam bei Muskel- und Nervenschmerzen oder chronischen Erkrankungen der Niere, Leber und Gallenblase. Moorkneten ist wirksam zur Mobilitätsverbesserung der Hände.
Infos & Tipps zur Bewegungs- und Physiotherapie
Bewegungsbad – auch besser unter Aquagymnastik bekannt wird überwiegend zum Training des Bewegungsapparates genutzt und so z.B. bei orthopädischen und traumatischen Erkrankungen wie Gelenks- und Wirbelsäulenerkrankungen eingesetzt.
Medizinisches Gerätetraining – gehört auch zur Bewegungstherapie und ist eine gerätegestützte Form dessen. Hiermit können bestimmte Muskelbereiche gestärkt werden wie z.B. Bauch- und Rückenmuskulatur, um Haltungsschwächen und Fehlhaltungen entgegenzuwirken.
Physiotherapie – auch als Bewegungstherapie zu verstehen. Einige sagen auch Krankengymnastik dazu, was seit 1994 durch die internationale Bezeichnung „Physiotherapie“ ersetzt wurde. Generell zählen zur Bewegungstherapie u.a. Wirbelsäulen-, Beckenboden-, Atem- und Venengymnastik. Einige kennen vielleicht auch die Rückenschule. Der Therapeut nutzt bestimmte Grifftechniken, um die Gelenke und Muskeln zu bearbeiten.
Terraintraining und Nordic Walking – sind sportliche Geh-Einheiten. Ersteres dient zur richtigen Einschätzung des eigenen Tempos bzw. zur Feststellung der Ausdauerbelastung. Nordic Walking dient durch seine Ski ähnliche Ausführung auch der Stärkung vieler Muskelgruppen und der Koordinationsförderung.
Infos & Tipps zur Ernährungstherapie
Die Mayr-Kur – beschäftigt sich mit dem Darm, d.h. eine intensive durchgeführte Darmreinigung. Diese ist aufgebaut in 3 Prinzipen: Säuberung-Schonung-Schulung. Dr. Mayr’s These war, dass wir zu viel, zu oft und zu schnell essen und das der Darm die menschliche Gesundheit präge. Die Ernährung während der Kur: sog. Kursemmel, wo jeder Bissen 30-Mal gekaut und dazu Milch gereicht wird. Unterstützt durch Teefasten. Morgens wird der Darm mit einer Bittersalzlösung gereinigt.
Die Schroth-Kur – ist eine Stoffwechselkur und geht davon aus, dass eine Erkrankung nicht nur an einer Stelle im Körper sitzt, sondern den ganzen Körper / Menschen betrifft. Sie entschlackt, entgiftet, entwässert und entfettet den Körper und dient der Minderung von Körpergewicht, Heilung von chronischen Krankheiten und zur Vorsorge.
Heilfasten nach Buchinger – wurde von Dr. Otto Buchinger entwickelt, um sein Gelenkrheuma zu behandeln. Hier kommen überwiegend Mineralwasser, Kräutertees, Gemüsebrühe, Fruchtsäfte zum Einsatz. Diese werden mit Bewegungs- und Entspannungsprogrammen sowie Darmpflege kombiniert.
Generell hilft die Ernährungstherapie – das Heilfasten – einer Vielzahl von Erkrankungen wie z.B. Hautkrankheiten, Herz- und Kreislauferkrankungen, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Entzündungen der Magenschleimhaut, Blasenkrankheiten u. v. m.. Welche genau auf Dein Symptom passt, sollte Dein Arzt Dir sagen können.
Naturheilkundliche Kurformen
Kneipp-Therapie – dient dem inneren Gleichgewicht und soll Über- und Unterforderung z.B. von Muskulatur und Bewegungsapparat ausgleichen und den Körper funktionstüchtig halten. Anwendungen sind z.B. Hydrotherapie, Bewegungstherapie, Phytotherapie (pflanzliche Medikamente) oder Ordnungstherapie (Lebensordnung)
Thalassotherapie – ist die heilende Kraft des Meeres durch z.B. Seeklima oder Mineral- und Proteinlieferanten durch Algen. Die Algen helfen z.B. bei Hautunreinheiten und dazu den Stoffwechsel zu aktivieren. Meerwassergymnastik wird dank der Wärme und des Meerwasserauftriebs für Muskel und Gelenkstärkung genutzt. Ein Massagebad hingegen um die äußere und unteren Hautschichten zu massieren. Meeresaerosole – Meerwasser und ätherische Öle – dienen den Atemwegen was bei Inhalation die Widerstandskräfte stärkt. Schlick oder auch Meerschlamm sind reich an Mineralsalzen, Kalzium und Magnesium. All dies dient natürlich auch der Entspannung, dem Stressabbau, dem Wohlbefinden und der Revitalisierung der Haut. Ebenfalls beugen insbesondere Algen Entzündungen und Rheumatismus vor.
Traditionelle Chinesische Medizin – ist sehr komplex, um es hier auch nur ansatzweise zu Beschreiben. Nach meiner Information wird die Leistungen nicht von den deutschen Krankenkassen übernommen – daher benenne ich nur die 3 Komponenten, die in der TCM (Kurzform) Anwendung finden: Tai Chi / Qigong, Akupunktur und chinesische Pharmakotherapie.
Infos zu physikalischen Anwendungen
Massagen – dienen u.a. der Entspannung, der Förderung von Durchblutung und Verbesserung des Stoffwechsels. Es gibt verschiedene Arten von Massagen, darunter die medizinische Massage die bei muskulären Verspannung, Haltungs- und Formfehler und Erkrankungen des Bewegungsapparates hilft. Der Masseur versucht durch Kneten, Streicheln oder Klopfen verklebtes Bindegewebe oder verhärtete Muskeln zu lockern. Weitere Massagen sind z.B. die Reflexzonenmassage (Durchführung an der Fußsohle zur Stimulation von Organfunktionen), die Bindegewebsmassage (z.B. bei Kopfschmerzen, Schlafstörungen) und die manuelle Lymphdrainage (Abfluss von Gewebsflüssigkeiten z.B. geschwollene Beine).
Medizinische Bäder – erzielen die Wirkung durch Wasser- und Wärmeeinwirkung ergänzend durch Badezusätzen z.B. Schwefel, Kamille, Melisse, Fichtennadel, Rosmarin u. v. m. Schwefel wird eingesetzt z.B. bei Hautinfektionen, Schuppenflechte, Akne. Kamille z.B. bei Juckreiz, Melisse z.B. bei Schlafstörungen, Fichtennadel z.B. bei Erschöpfung und Rosmarin z.B. bei niedrigem Blutdruck und Durchblutungsstörungen.
Einen Bericht zu einer Präventionsreise findest Du hier. Du willst noch nicht gleich eine Reise unternehmen, sondern ein paar Stunden entspannen? Dann passt vielleicht 60-90 Minuten Floaten, ein Besuch im Barfußpark Egestorf, wo Du durch zig Fußbecken mit Schlamm, Steinen, Scherben, Tannenzapfen u. v. m. marschieren wirst oder ein Tag im türkischen Hamam zu verbringen?
Für mich sind all diese Anwendungen gut zum Entspannen und um neue Energie zu tanken. Ich schiebe gern mal ein paar Tage Erholung in meinen Alltag.
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Clarissa | Charming Landscapes
27. Januar 2019 @ 21:39
Liebe Marina,
vielen Dank für deine präzisen Informationen zu den einzelnen Anwendungen aber auch zu den Reisearten.
Ich war mir dessen gar nicht bewusst, dass es auch Gesundheits- und Präventionsreisen gibt, die nur einige Tage umfassen und somit mit einem Job doch recht gut vereinbar sind. Das finde ich sehr spannend und ich werde mich bei dir auf jeden Fall hierzu noch tiefer in das Thema einlesen.
Liebe Grüße, Clarissa
Marina Schütt
9. Februar 2019 @ 16:08
Liebe Clarissa, auch für zwischendurch geht eine Gesundheits- oder Präventionsreise. Auszeiten sind wichtig und lassen uns mit viel Energie in den Alltag zurückkehren. LG Marina
Sabine
6. Juli 2018 @ 13:50
Sehr gute Übersicht. Ich bin auch manchmal etwas verwirrt bei den ganzen verschiedenen Bezeichnungen.
Verrückt auch, wenn man einfach was bucht und dann völlig überrascht wird. Kann positive wie negative Erlebnisse bringen;-)
Herzliche Grüße
Sabine
Marina Schütt
6. Juli 2018 @ 18:10
Ich Danke Dir! Und ja wenn man nicht weiß wofür etwas gut ist oder was es ist, kann es Überraschungen geben! Ich hoffe doch dass Du nur positive Erlebnisse hattest!
Michelle | The Road Most Traveled
3. Juli 2018 @ 12:19
Ich kannte diese ganzen Unterschiede gar nicht so genau.
Dass die tatsächlich doch recht groß sind, hätte ich gar nicht erwartet.
Vielen Dank für die Aufklärung, ein sehr hilfreicher Beitrag.
Ganz liebe Grüße aus Oldenburg 🙂
Michelle| The Road Most Traveled
Kathi
2. Juli 2018 @ 22:02
Liebe Marina,
ein toller Artikel. Und ich hab wieder was gelernt. Mir war der Unterschied zwischen Gesundheitsreise und Kurreise gar nicht klar. Danke für die Klarstellung. 🙂 Und toll, was man alles unternehmen kann.
Schön finde ich auch, dass du auch auf Kurzzeit Entspannungsmethoden eingehst. 😉
Viele liebe Grüße
Kathi