7 Tage in Tibet: Übernachtung am Mount Everest Base Camp
Weiter geht unsere Tibet Reise auf dem Weg zum Mount Everest Base Camp. Solltest Du den ersten Teil unserer Reise verpasst haben – kein Problem, mit nur einem Klick kannst Du auch diesen Artikel „7 Tage in Tibet – Gestartet in Lhasa auf 3700m“ lesen.
Bevor wir nun am 4. Tag Lhasa verließen, waren wir noch im Potala Palace. Hier benötigst Du eine Voranmeldung und musst Deinen Pass mitnehmen – am besten den Pass immer mit Dir führen. Da Du aber eh mit einem Guide unterwegs bist, wird er Dir das auch mitteilen bzw. die Tickets organisieren. Du hast aber ein zeitlich begrenztes Ticket bzw. ein Ticket zu einer bestimmten Zeit, Kosten ca. 6 €. Von außen fand ich den Potala Palace wesentlich schöner und imposanter als von innen. Viel zu erzählen gibt es dazu nicht. Es ist ein in die Jahre gekommenes Gebäude mit vielen Buddhas und weiteren Dekorationen.
Danach sind wir zum Jokhang Tempel (Pilgerstrasse / Barkar Street) gegangen, wo wir auf die zweite Ebene kletterten und eine tolle „Terrasse“ mit vielen Verzierungen vorfanden. Morgens gehen hier die Einheimischen zum Beten, daher ist die Empfehlung erst ab mittags diesen zu besichtigen. Der Eintritt ist für die Einheimischen frei und daher auch sehr voll.
Im Anschluss sind wir ohne Guide – was kein Problem in Tibet ist – weitergegangen und zum Essen auf die Dachterrasse des Zunba Restaurants gegangen. Liebevoll und geschmackvoll eingerichtet und eine tolle Aussicht über die Barkar Street. Jedoch sprechen sie dort nur Chinesisch – aber irgendwie geht es immer, auch wenn alles von der Bestellung bis zum Essen ca. 2 Stunden gedauert hatte.
Danach haben wir noch dem islamischen Viertel einen Besuch abgestattet und uns kurz von der Strasse aus, die Moschee angeschaut. Zum Nachmittag gab es dann noch eine Kugel Eis vom Itagelato in der 2. Etage für 2 €. Unser Weg führte uns dann noch in den Supermarkt und wir kauften dort Obst & Wasser für die morgige Weiterfahrt. Im Hotel packten wir noch schnell unsere Rucksäcke und gingen zum Abendessen ins Accordian – sehr lecker, preislich top und stilvoll eingerichtet. Um 22:30 Uhr lagen wir dann auch schon im Bett. Schließlich ging die Reise um 8 Uhr weiter Richtung Shigatse.
Auf nach Shigatse und zum Mount Everest Base Camp
Beim Frühstück trafen wir noch auf eine Amerikanerin, die mit 6 anderen Freunden eine Gruppenreise mit 34 anderen Leuten gebucht hatte. Sie war alles andere als glücklich darüber, aber konnte es nicht mehr ändern. Die anderen Teilnehmer kamen überwiegend aus Indien oder aus China.
Mein Tipp: bei 6 Leuten lohnt sich wirklich eine private Tour. Die Vorteile brauche ich glaube ich nicht aufzuzählen und der Preisaufschlag, zumindest in der Nebensaison ist nicht sonderlich hoch, verglichen zu der Zeitersparnis und Deinen Nerven. Bei uns war der Preisunterschied ca. 160 $/pro Person bei 8 Tagen – 20 $ am Tag!
Deren Tour ging zum Mount Kailash, welche auch die Lieblingsroute unseres Guides ist. 3 Tage dauert die Umrundung des Berges mit ca. 52 Kilometer Länge. Beim nächsten Besuch könnte das ein Ziel für mich sein. Unser Weg führte uns jedoch erst mal zum Kambala Pass (4794 m), wo wir leider mit einer Wolkendecke auf den heiligen Yamdrok Tso See schauten. Unten am See hielten wir noch mal an, um die bekannten Tiere namens Yaks und uns vor Gebetsfahnen zu fotografieren. Wir merkten, es wurde kälter und Fleece / Soft-Shell-Jacken waren Zeit anzuziehen. Nachdem Mittagessen in Nangartse mit einer heißen Gemüse-Nudel-Suppe und Sweet Tea fuhren wir ca. 1 Stunde zum Karola, um den Nyenchen Kangsar Glacier zu bestaunen. Trotz Schlechtwetter war es okay, aber ein Highlight…na ja, ich hatte von einem Gletscher eine andere, eine imposantere Vorstellung gehabt.
In Gyantse angekommen, schauten wir uns am Nachmittag das Kloster Gyantse Kumbum an und mit Sonne im Gesicht tranken wir am Nachmittag sitzend auf dem Klosterplatz mit Einheimischen das selbstgebraute Barlie-Beer. Achtung: mit den Händen.
Um nach Shigatse zu kommen brauchten wir weitere 1,5 Stunden / 90 Kilometer. Am Abend packten wir unsere Tagesrucksäcke (30l) für die Nacht am Mount Everest Base Camp auf einer Höhe von 5200 m. Also alles, was warm hält, wurde eingepackt. Duschen bzw. ein Badezimmer gab es dort nicht, also brauchten wir auch kaum was aus unserem Kulturbeutel mitzunehmen.
Packliste für das Mount Everest Base Camp
- Leggings (Tag- und Nacht), Trekkinghose
- Fleece Jacke, Soft Shell Jacke, Funktionshirt
- Daunenjacke (nur bei einer abendlichen Wanderung notwendig; hatte ich nicht benötigt)
- Wanderschuhe, Socken, Stulpen
- Schal, Mütze, Handschuhe
- Kulturbeutel, Medizin, 50er Sonnencreme, Desinfektionsgel
- Stöcke (habe ich nicht gebraucht)
- Taschenlampe / Stirnlampe (z.B. für einen Toilettengang in der Nacht)
- Handy, Kamera, Akku
Mount Everest Base Camp in Tibet
Früh um 8:00 Uhr fuhren wir zum Mount Everest Base Camp, ließen das Kloster in Shigatse aus, um mehr Zeit am Mount Everest Base Camp zu haben. So lieben wir die privaten Touren! Anhalten, fast überall wo man will und Tour-Änderungen vornehmen, falls möglich.
Wir entschieden uns das Kloster auszulassen, um nicht gehetzt im Mount Everest Base Camp anzukommen, abends den Sonnenuntergang und morgens den Sonnenaufgang zu sehen. Im Kloster Rongbuk Monastery angekommen, welches unsere Schlafunterkunft 5 Minuten vom Mount Everest Base Camp war, ging mir erst mal die Puste und mir war Übel. Klar, der Körper musste arbeiten bei einer Höhe von 5200 m und damit einhergehen 50 % weniger Sauerstoff im Blut.
Gegen 17:45 Uhr fuhren wir zum Parkplatz des Mount Everest Base Camps. Von dort aus waren es noch mal fünf bis zehn Minuten langsames Marschieren zum letzten, für uns möglichen Aussichtspunkt auf den Mount Everest. Leider war es bewölkt und die Sicht auf den Mount Everest begrenzt. Nach einer Stunde warten, traten wir den Rückweg an. Plötzlich sahen wir die Spitze und die „Berg-Mitte“ vom Mount Everest, doch einen Sonnenuntergang könnten wir wegen der Wolkendecke nicht erkennen.
So kehrten wir um 19:30 Uhr zurück ins Kloster und gingen sofort in den warmen Essbereich und tranken Sweet Tea. Während wir unsere Suppe löffelten, stellten wir auch unsere Enttäuschung über das Mount Everest Base Camp fest. Das war nicht das was wir im Vorfeld in den Büchern gelesen und auf Grundlage dessen wir auch diese Tour gebucht hatten. Es war nicht mehr das Mount Everest Base Camp wo Bergsteiger ihren Aufstieg starten, sondern ein neues nur für Touristen erschlossenes Mount Everest Base Camp. 40 Hütten stehen aufgereiht auf einem Parkplatz, die glaube ich alle was an Touristen verkaufen möchten.
Ich kann verstehen, dass die Bergsteiger keine – meist gaffenden – Touristen um sich haben möchten, wenn sie sich vorbereiten. Dennoch muss so was im Vorfeld vom Veranstalter erwähnt werden. Auch im Internet hatten wir dies zuvor nicht gelesen. Es gab vor Ort auch keine Wanderung für die letzten drei bis vier Kilometer oder einen Shuttlebus, sondern nur ein zehnminütiger Weg bis zur Aussichtsplattform. Unser Guide sagte dazu nur, dass durch die Chinesische Regierung sich in ganz Tibet viel verändert hätte und diese Einschränkung ein Teil davon sei. Es könne sogar sein, dass in ein paar Wochen sogar dieser Weg, den wir zu der Zeit beschritten hatten, für die nächsten Touristen geschlossen sein würde und man nur noch bis zum Kloster kommt. Übrigens ist das Kloster die einzige Unterkunft weit und breit, eine Alternative ist wohl noch das Campen, was für uns jedoch viel zu kalt gewesen wäre.
Im Zimmer warteten unsere Betten mit je zwei Decken und Heizdecke auf uns. Das Waschbecken war eine Schüssel mit daneben gestellter Thermoskanne. Mit positivem Karma gingen wir ins Bett, in der Hoffnung, dass wir am nächsten Tag einen wolkenfreien Mount Everest im Sonnenaufgang zu Gesicht bekämen. Wir standen um 7:10 Uhr auf, checkten kurz die Sicht, welche uns leider erneut verweigert wurde und gingen direkt zum Frühstück.
Allerdings waren wir auch alle richtig fertig von der Nacht. Keiner von uns hatte so richtig geschlafen. Ich habe kein Auge zu gemacht und die ganze Nacht wach gelegen, weil ich Probleme mit der Atmung in der Höhe hatte. Ich trank 3 Liter, hatte meine Bettdecken hinter meinen Rücken positioniert, sodass ich aufrecht sitzen konnte und atmete tief in den Bauch ein und aus, um ruhig zu bleiben. Als ich dachte, ich könnte gegen 4:00 Uhr einschlafen, weil ich die Kurzatmigkeit in den Griff bekam, trat an die Stelle Übelkeit. Dies lag nicht an der Höhe, sondern an dem Gestank der Steh- bzw. Hock-Toiletten. Wenn der Geruch sogar durch Deinen Mundschutz (Schal) dringt, dann ist das schon echt Fies! Mein Fazit: der Aufenthalt am Mount Everest war trotz der schlechten Sicht ein geiles, aber mit Einschränkungen verbundenes Abenteuer!
Info: Wenn Du sehen willst, wie das Mount Everest Base Camp noch vor Jahren aussah, als es noch zugänglich war, schau bei Sylwia von Born4Travel vorbei: Tag 8 Highlight des Tages – Base Camp
Nach dem Frühstück fuhren wir weiter nach Gyirong. Im ersten Hotel hatten wir trotz vorheriger Buchung der Agentur kein Zimmer mehr bekommen und mussten ins, wie sie sagten, bessere Hotel eine Straße weiterfahren. Das Hotel war für mich keine Erholung, denn eine Hock-Toilette in einem Hotel war für mich kein Genuss. Zumal diese auf gleicher Höhe mit der Dusche war und wir am Morgen noch einen Stromausfall hatten, während wir im Badezimmer uns fertig machten – super! Wie gut, dass ich meine Stirnlampe dabei hatte! Na ja, ganz Gyirong ist eine einzige Baustelle – auch hier erkennen die Chinesen, aber auch die einheimischen Tibeter den Touristenmarkt, was bedeutet: Hotels und Infrastruktur bauen, Staub und Lärm akzeptieren, aber auch horrende Preise im Restaurant erheben. Gyirong ist der letzte Halt vor der Grenze zu Nepal, da kann man es ja mal bei den Touristen versuchen.
Um 10:00 Uhr am nächsten Tag waren wir mit einer Handvoll anderer Chinesen und 20 LKW an der Grenze zu Nepal, welche vom Hotel ca. 25 Kilometer entfernt liegt.
Wie wir über die Grenze kamen und was uns dort alles erwartet hatte, erfährst Du im nächsten Bericht. Ebenfalls berichte ich dort über unsere fünf Tage-Trekkingtour inkl. Packliste und unseren Aufenthalt in Pokhara, unsere Safari im Chitwan National Park und unsere letzten Tage in Kathmandu.
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Berlinerin in Frankreich
15. Januar 2019 @ 9:50
Hallo Marina!
Deine Fotos sind überwältigend. Tibet steht ganz oben auf meiner Liste, bisher habe ich es nur nach Shangri-La geschafft. Es liegt auf 3200 Metern und ich war damals schon krank. Deine Erzählungen verstärken meinen Respekt vor der Höhe noch mal.
Viele Grüße aus Paris
Feli
Marina Schütt
21. Januar 2019 @ 18:40
Hi Feli, ja die Höhe ist schon anstrengend für den Körper. Tibet bzw. Lhasa liegt auf 3700m und das ging noch einigermaßen für mich. Aber jeder Körper ist anders und braucht eine andere Akklimatisationszeit. Liebe Grüße Marina
Anita
9. Oktober 2018 @ 9:14
Wow! Was für ein Abenteuer und sicher eine unvergessliche Reise. Eine Freundin von mir war heuer 3 Wochen in Peru und hat auf ihren geführten Wanderungen leider ähnliches erlebt: Touren, die anders durchgeführt wurden als gebucht, schlaflose Nächte, Übelkeit, Durchfall, Hocktoilletten usw. Trotzdem war es für sie ein unvergessliches Erlebnis. Deshalb kann ich nachvollziehen, dass es für euch ein toller Trip war, obwohl diese Reise ganz außerhalb der Komfortzone stattgefunden hat. Danke für diesen tollen Bericht und die einzigartigen Fotos!
LG aus Kärnten, Anita
Michelle | The Road Most Traveled
8. Oktober 2018 @ 7:57
Dieser Teil der Reise klingt super spannend aber dennoch mehr als kräftezehrend. Mit Hocktoiletten kann ich mich leider nicht anfreunden. Und ich glaube auch die Höhenmeter hätten mir ganz schön zu schaffen gemacht.
Hut ab, dass du das durchgezogen hast!
Herzliche Grüße,
Michelle
Kathi
7. Oktober 2018 @ 19:03
Wow, was für ein toller Beitrag. Da gibt es so viele Eindrücke, die man erst mal verarbeiten muss, oder? Mir ergeht es fast so, wenn ich den Beitrag lese. Die Yaks sind toll und der Yamdrok Tso See sieht auch sehr hübsch und malerisch aus. Nach Tibet möchte ich auch unbedingt mal. Da ist dein Bericht Gold wert. Danke dir!
Viele liebe Grüße
Kathi
Barbara
7. Oktober 2018 @ 18:17
Wow, ich bin beeindruckt!
Nach Tibet will ich schon ewig mal, obwohl es inzwischen Teil überfüllt ist… Reisen in der Ecke sind irgendwie schon noch ein Abenteuer, so wie Du schreibst. Ich glaube, das Pseudo Base Camp würde ich mir nicht antun…