Die schönsten Radtouren in Deutschland: Mit dem Faltrad auf dem Rheinradweg
Einmal im Jahr versucht Juliane für mehrere Tage allein mit dem Rad zu reisen. 2017 hatte sie ein neues Brompton Faltrad und war völlig verliebt in es. Nachdem sie vorher festgestellt habe, dass sie auch auf 16 Zoll Rädern lange fahren kann, habe sie schließlich eine mehrtägige Radtour auf dem Rheinradweg geplant. Der Rheinradweg (EV15) ist ein ca. 1230 Kilometer langer europäischer Radfernweg und führt von den Schweizer Alpen bis zur Nordsee.
Juliane war im Spätsommer 2017 knapp eine Woche mit dem Faltrad bei bestem Wetter und mit vielen tollen Etappen auf dem Rheinradweg unterwegs. Genau genommen unterwegs zum Bodensee und zur Fahrradmesse Eurobike. Sie sagt: „Ich bin im Schnitt zwischen 80 bis 100 Kilometer pro Tag gefahren. Gestartet bin ich in Köln bzw. Koblenz, da ich zuvor dort beruflich unterwegs war. Von Köln/ Koblenz nach Friedrichshafen (knapp 650 Kilometer) ist es auch deutlich näher, als von meiner Heimat Berlin aus (diese Radtour habe ich dann 2018 gemacht) und ich hatte den Rheinradweg schon länger auf meiner Radreiseliste.“
Das hört sich nach einer richtig schönen Auszeit auf dem Fahrrad an und da habe ich mich mit acht Fragen an Juliane von Radelmädchen gewandt, um mehr über ihre Radreise in Deutschland – auf dem Rheinradweg – zu erfahren.
Interview: Highlights zur Radreise auf dem Rheinradweg
Wie würdest Du die Gegebenheiten auf der Radtour auf dem Rheinradweg beschreiben?
Der Rheinradweg ist einer der klassischen Flussradweg, die es in Deutschland viel gibt und ist eine tolle Einsteigerroute für Radreisende. Sie ist größtenteils flach (bis auf den Schweizer Teil), gut erschlossen und meist asphaltiert. Es gibt auch ein paar Sand bzw. Schotterpassagen, aber alles mit einem Tourenrad sehr gut fahrbar – und auch mit Faltrad. Das heißt aber noch lange nicht, dass es langweilig oder gar spießig wäre. Es lohnt Abstecher abseits der Strecke zu machen. Je nach Jahreszeit ist es natürlich etwas voller auf der Strecke, doch da der Weg von den Bergen in der Schweiz bis zur Nordsee führt, verteilt sich das ganz gut. Einer der schönsten Abschnitte ist sicher der, der durchs Mittelrheintal entlang der Lorelei führt. Doch besonders der Südschwarzwald und der Schweizer Abschnitt haben mich echt umgehauen. Landschaftlich absolut toll und sehenswert, mit hübschen Dörfern und Städten auf dem Weg. Außerdem gibt es überall Bed & Bike Unterkünfte, Restaurants und Cafés auf der Strecke.
Wo sollten unbedingt Pausen auf der Radtour auf dem Rheinradweg eingeplant werden?
Ich folgte Ratschlägen von Bekannten und nahm zwischen Worms und Mainz zum Beispiel einen etwas längeren Teerweg, statt der Schotterstraße und wurde durch eine weitere, traumhafte Landschaft geleitet. Wo am frühen Vormittag noch Burgen dominierten, überwogen jetzt noch viel mehr die Weinhänge. Vor Nierstein bog der Weg etwas hügelig direkt zwischen die Weinberge ab und ich genoss den tollen Blick von dort oben auf das Tal und den Rhein.
In Nierstein machte ich schließlich meine Pause und wurde für mein Durchhalten belohnt. Das kleine Café Ernst & Illi am Marktplatz war ganz bezaubernd und bot leckeren hausgemachten Kuchen.
Auch Straßburg sollte einen Abstecher wert sein. Die Stadt verfügt tatsächlich über eine annehmbare Fahrradinfrastruktur, tolle Architektur und es gibt grandiose Croissants. Das sollte den Besuch schon allein rechtfertigen.
Toll war auch die Bioladestation bei Obergailingen am Oberrhein, die zu einem Biohof gehört und kühle Getränke und Snacks in einem Wagen mit Kasse des Vertrauens plus Sitzgelegenheiten im Freien bot.
Nenne uns drei Highlights, die Du auf der Radtour auf dem Rheinradweg entdeckt hast?
Der Rheinradweg bietet einige Highlights, die nicht nur landschaftlicher Natur sind. Die Orte an der Strecke sind historisch sehr interessant und teilweise sehr alt. Allein drei Domstädte liegen auf der Strecke, zahlreiche Burgen und Schlösser, sowie wunderschöne Altstädte in den Dörfern.
Meine drei Highlights waren:
- der Ort Bacharach mit seiner mittelalterlichen Altstadt und der Burg Stahleck.
- der Abstecher nach Straßburg mit Kathedrale und leckeren Croissants.
- die Gelegenheit drei Länder auf einer Reise zu besuchen: Deutschland, Frankreich und die Schweiz (besonders einfach im Dreiländereck bei Basel).
Was hat Dir auf der Radtour auf dem Rheinradweg besonders viel Spaß bereitet?
Ich habe die „offizielle“ Route des Rheinradweges als Grundlage für meine Planung genommen. Jedoch führt diese irgendwann sehr lang nur am Deich entlang, was etwas eintönig werden kann. Daher habe ich öfter nach Parallelrouten geschaut und bin manchmal einfach spontan abgebogen. Das hat mich auch schon mal auf einen rumpeligen Feldweg geführt, dafür fuhr ich zwischen Obstbäumen und vorbei an kleinen Teichen. Das war es allemal wert! Ich fand es großartig mit dem Faltrad zu reisen, war flexibel und konnte auch mal spontan in den Zug steigen. Ich bin oft genau deshalb mit Leuten ins Gespräch gekommen, was die Reise unglaublich bereichert hat, habe andere Reisende getroffen und bin sogar ein Stück mit einer Niederländerin zusammengefahren.
Welche Etappenziele hast Du auf der Radtour auf dem Rheinradweg eingeplant?
Da ich zum ersten Mal ohne Zelt reiste, habe ich mir vorab Stationen gesucht, wo ich schlafen konnte. Das hat für mich gut funktioniert, weil ich mittlerweile anhand von Streckenprofil und Rad sagen kann, was ich schaffe. Meistens haut das auch hin. Dies definierte dann auch, wo ich schließlich nach Unterkünften gesucht habe. Zwei Stationen plante ich auch so, dass ich Freunde besuchen konnte (Karlsruhe und etwas abseits: Freiburg). Auch die Verfügbarkeit in der Hauptsaison und nach spontaner Buchung spielten natürlich eine Rolle. Ich versuchte zudem immer genügend Zeit für Städtebesichtigungen oder bestimmte Highlights auf der Strecke einzuplanen. Das war abhängig davon, ob sie eine besonders schöne Architektur haben, ob ein Café bzw. Restaurant für eine Pause dort verfügbar waren oder einfach, weil es spannend oder schön dort aussah.
Ich hatte ein paar Stationen, die ich auf dieser Radtour auf dem Rheinradweg anfahren wollte: Die Domstädte Mainz, Worms und Speyer, Karlsruhe, die französische Stadt Straßburg, Freiburg, das Dreiländereck bei Weil am Rhein mit der einzigartigen Dreiländerbrücke (die als weltweit längste, freitragende Fußgänger- und Radfahrerbrücke gilt), Basel, der Rheinfall in Schaffhausen und Stein am Rhein mit der wunderschönen Altstadt und den bemalten Hauswänden.
Welche Unterkünfte kannst Du auf der Radtour auf dem Rheinradweg empfehlen?
Mein Highlight war Burg Stahleck in Bacharach, die auf einem Berg thront und traumhafte Ausblicke in das Rheintal bietet. Die komplette Burg ist eine Jugendherberge. Sie ist außerdem eine Bed & Bike Einrichtung, sodass es auch eine Abstellmöglichkeit für Fahrräder gibt.
Welche drei Dinge dürfen auf einer Radtour nach nicht fehlen?
Landschaftliche Vielfalt, Zeit für mich und Fotos und Eiscreme!
Sonstiges, was Du uns noch über die Radreise auf dem Rheinradweg erzählen möchtest?
Meine eigentlichen Highlights dieser Reise waren nicht nur die Natur und die Städte (auch wenn die wirklich toll waren), sondern der Austausch mit anderen Reisenden und Anwohnern. Ich hatte eine seltsame Begegnung, die mich etwas unsicher zurückließ, doch alle anderen Gespräche und Treffen waren verbunden mit Lachen, freundlichen Worten und vielen Tipps für die Route. Am Ende hatte ich sogar noch ein großes Problem, weil mein Campingzubehör, dass ich per Post nach Friedrichshafen geschickt hatte, nicht rechtzeitig ankam und ich spontan auch kein Hotel hätte buchen können. Ich stand plötzlich ohne Unterkunft da. Doch als ich nach Lösungen suchte über einen Aufruf in den sozialen Medien, war das Feedback und die Hilfe, die mir angeboten wurde grandios und ließen mich echt etwas sprachlos zurück.
Fazit zur Radtour auf dem Rheinradweg
Es war die erste Reise, die ich seit langem allein mit dem Fahrrad über mehrere Tage gemacht habe. Das habe ich zuvor schon getan, doch meist eher kürzer. Obwohl ich eine eher langweilig wirkende Fahrradroute entlang eines Flussradweges ausgesucht habe, war ich nicht enttäuscht. Denn am Ende ist es genau das, wie ich die Reise gestalte, was daraus wird! Der Rheinradweg ist abschnittsweise wunderschön und die knapp 650 Kilometer, die ich darauf zurückgelegt habe, waren abwechslungsreich und vielfältig. Eben auch, weil ich mal abseits der üblichen Routen gefahren bin und vorher Highlights für mich herausgesucht habe. So lange ich offen und neugierig unterwegs bin, wird das auch immer so sein. Dazu kam natürlich auch, dass ich grandioses Spätsommerwetter hatte, das mir fast etwas zu heiß war! Doch genau den Tag nach meiner Ankunft in Friedrichshafen regnete es fast für die gesamte Zeit, in der ich dort war, durch. Perfektes Timing würde ich sagen! Mehr zu meiner Radreise auf dem Rheinradweg findest du im Artikel „Mit Faltrad auf dem Rheinradweg: Schweizer Rheinromantik und geänderte Pläne„
Vielen Dank an Juliane von radelmaedchen.de für diese schöne Radtour in Deutschland. Juliane schreibt seit über 5 Jahren über das Fahrrad, die Großstadt und das Drumherum. Entstanden während ihres Modedesign Studiums als Motivation zum Schreiben der Masterarbeit, entwickelte sich der Blog schnell zum Medium für Gedanken rund um das Thema Fahrrad. Die Themen veränderten sich im Laufe der Jahre, so wie sich auch Juliane entwickelte und nach neuen, spannenden Dingen in der Fahrradwelt umsah: Vom Radfahren in der Stadt, Fahrradbekleidung und klassischen Touren mit Rad, über Messeberichte und Produkthighlights, bis zur multimodalen Mobilität mit Faltrad und Bahn und schließlich zum Bikepacking mit Breitreifenrennrad.
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Rainer Fries
9. März 2024 @ 7:46
Liebe Marina,
liebe Juliane,
Danke für Eure inspirierende Reisebeschreibung (Köln zum Bodensee). Wenn man einmal losradelt will man nicht mehr aufhören. So habe ich es zumindest bei meiner ersten Tour im vergangenen Jahr (Alpe Adia Radweg) empfunden und möchte in diesem Jahr gerne von Köln zum Bodensee biken.
Kennst Du einen Reisebegleiteranbieter (Orga Hotelübernachtung und Gepäcktransfer) der diese Strecke abdeckt?
Wäre schön von Euch/ Dir zu lesen. Im Internet habe ich überraschenderweise noch keinen gefunden.
Herzlichen Gruß aus Düsseldorf
Rainer
Marina Schütt
10. März 2024 @ 10:21
Hallo Rainer, schau mal unter dem weiteren Link hier auf dem Blog. Da wurde über den Bodensee geschrieben und da wird auch ein Veranstalter genannt. Vielleicht hilft Dir das ein Stück weiter: https://www.ms-welltravel.de/europa/deutschland-radtour-bodensee
Liebe Grüße und viel Spaß auf Deiner Radtour
Marina