Hüttenwanderung: 10 Tipps für eine mehrtägige Wanderung – Erfahrungsbericht & Packliste
Ich war auf einer mehrtägigen Wanderung in Österreich unterwegs, die über 4 Tage dauerte. Davor war ich bereits auf einer 5-tägigen Hüttenwanderung in Nepal wandern. Bis dahin war ich eher der Typ, der eine Wander-Tagestour plante oder im Urlaub für ein paar Stunden in die Wanderschuhe schlüpfte. Eine Mehrtageswanderung ohne Bergführer und mit eigenem Gepäck hatte ich noch nicht unternommen. Ich freute mich riesig auf diese Hüttenwanderung und möchte Dir meine Tipps & Erfahrung weitergeben.
Die Wandertour war keine richtige Hüttenwanderung. Das heißt, ich habe nicht ausschließlich auf Berghütten übernachtet. Bei meiner Tour in den Brandenberger Alpen waren zwei Hotel- und eine Hüttenübernachtung dabei. Die Hotels lagen im Tal. Daher hatten wir täglich viele Höhenmeter für den Abstieg zu bewältigen. Ich fand es ganz gut, weil ich mir sicher sein konnte, dass das Zimmer kuschelig warm sein würde, ich ein Badezimmer mit Dusche vorfinde und in ein bequemes Bett unter die Bettdecke schlüpfen konnte.
Natürlich würde ich auch gerne mal nur von Hütte zu Hütte wandern, aber für den Anfang reichte mir auch eine Hüttenübernachtung, um die Atmosphäre und den Minimalismus zu spüren. Dazu muss ich sagen, dass ich mir die Tour so ausgesucht hatte. Und dies ist auch mein erster Tipp für Deine Planung einer Hüttenwanderung: Überlege, wo und wie Du übernachten möchtest! Möchtest Du von Hütte zu Hütte auf dem Bergkamm wandern und das Bergleben 24 Stunden lang erfahren oder täglich zurück ins Tal absteigen, um dort mit allen Annehmlichkeiten zu nächtigen?
Tipps für die erste Hüttenwanderung
Ich bin zwar kein Profi, aber ich habe meine Grenzen kennengelernt. Meine Erfahrungen und Tipps möchte ich Dir mit auf dem Weg geben. Klar, jeder hat eine andere Fitness, Kondition und Wander-Erfahrung. Solltest Du aber keine bis wenig Erfahrung haben und somit eher zu den Wander-Anfängern gehören, solltest Du unbedingt weiterlesen.
Wandertour Tipp – Nutzung von Trekkingstöcken
Nimm unbedingt Trekkingstöcke für den Abstieg mit. Solltest Du sie nicht brauchen, stören sie vom Gewicht her nicht, denn Du kannst sie in die dafür vorgesehenen Laschen mit Schnallen an Deinem Rucksack befestigen. Es gibt auch sogenannte schwarze Abstiege, die sehr steil sind und durch die Nutzung der Stöcke, verschaffst Du Dir einen besseren und sicheren Halt. Des Weiteren stolperst Du nicht bergab, sondern gehst gleichmäßig, verteilst Dein Körpergewicht und Deine Knie werden es Dir danken.
Ich habe immer ab dem zweiten Abstieg Knieschmerzen, die ich mit den Stöcken reduzieren kann. Und durch die Bewegung mit den Armen machst Du zeitgleich noch eine Stärkung der oberen Muskelpartie. Die Trekkingstöcke solltest Du mit der Faustformel: Körpergröße x 0,68 einstellen. Dein Ellbogen sollte einen 90 Grad-Winkel zeigen, wenn Du die Stöcke in der Hand hältst. Wenn es sehr lange und sehr steil bergauf oder bergab geht, müssen sie neu eingestellt werden – ca. 5 bis 10 cm (bergauf) kürzen / (bergab) verlängern.
Auf Forstwegen bin ich oft mittig gewandert, damit ich auf einer geraden Ebene laufen kann und nicht in den Reifenspuren eines vorbeigefahrenen Traktors. Andernfalls bin ich immer in einem Wanderschuh schräg gelaufen. Durch die Trekkingstöcke hatte ich einen entspannten, gesunden und rhythmischen Gang. Fehlte fast nur noch ein Wanderlied und ein Pfeifen.
Hüttenwanderung Tipps zur Tagesetappe – Schwierigkeitsgrad
Die Tagesetappen sollten nicht länger als 20 Kilometer sein. Dies war für mich ein absolutes Maximum. Du gehst bergauf und bergab und daher ist auch der Schwierigkeitsgrad nicht zu vernachlässigen. Es ist kein Spaziergang, sondern – je nach Tour – eine Wanderung, die auf unebenen Pfaden, Forstwegen oder direkt durch den Wald führen.
Die Wegweiser zeigen Dir neben der Richtung, der Gehzeit und der Kilometerangabe auch den Schwierigkeitsgrad anhand eines farblichen Punktes. Es gibt drei Farben: blau, rot und schwarz. Blau steht für einfache, rot für mittelschwere und schwarz für schwere Bergwege. Die genaue Definition der Schwierigkeitsklassifizierung kannst Du auch beim DAV – Deutscher Alpenverein nachlesen.
Unterwegs siehst Du Zwischenmarkierung, die Dir – unabhängig vom Schwierigkeitsgrad – den richtigen Bergweg zeigen. Sie sind in der Regel rot-weiß-rot und befinden sich an Felsen und Bäumen.
Hüttenwanderung Tipps zur Tagesetappe – Aufstieg
Ich habe festgestellt, dass es für mich nicht mehr als 1000 Höhenmeter Aufstieg sein sollten. Ich habe es zwar geschafft, aber für eine angenehme Wanderung tendiere ich zu maximal 800 Höhenmetern. Sollte eine Etappe darüber hinausgehen, unbedingt Pausen in Deinen Zeitplan einplanen. Teilweise habe ich mich dabei erwischt, wie mich die folgenden Gedanken umkreisten: Was mache ich hier eigentlich? Gleich bist Du oben, komm halte durch, Du hast gerade keine andere Wahl als hoch da, umdrehen ist keine Alternative usw. Danach war ich aber immer der glücklichste Mensch auf Erden. Das Glücksgefühl kennst Du vielleicht vom Sport, wenn Du nach dem Training Dich rundum positiv gestimmt und entspannt fühlst. Und aus diesem Gesichtspunkt: Wandern ist gut für die Gesundheit!
Hüttenwanderung Tipps zur Tagesetappe – Abstieg
Beim Abstieg bleibe ich lieber bei maximal 800 Höhenmetern. Über 1000 Höhenmeter solltest Du schon ein trainierter Wanderer sein. Wir hatten einmal 1400 Meter zu bewältigen und da habe ich meine Knie auf den letzten 200 Metern ordentlich gemerkt. Trotz angepassten und bereits eingelaufenen Wanderschuhen! Hier empfehle ich – je nach Tour – knöchelhohe Wanderschuhe, damit Du Dich nicht verletzt, wenn Du mal leicht umknickst. Wichtig ist immer und unabdingbar konzentriert zu bleiben, da Du beim Abstieg auch leicht ins Rutschen kommen kannst.
Hüttenwanderung Tipps zur Tagesetappe – Zeitplan
Wir sind immer spätestens gegen 8:00 Uhr vom Hotel beziehungsweise der Hütte aufgebrochen. So kannst Du bei besonders schönen Plätzen auch mal eine Stunde länger pausieren und die Landschaft genießen. Du solltest Dein Tagesziel vor Einbruch der Dunkelheit erreichen. Meistens gehst Du eh früh ins Bett, sodass ein frühes Aufbrechen kein Problem ist und es sich dennoch wie Urlaub anfühlt.
In den Hütten sind viele Gäste ab 5:00 / 6:00 Uhr wieder auf den Beinen und es rumpelt hier und dort und Du bist wach. Plane immer genügend Zeit für Deine Tageswanderung ein. Wir haben immer geschaut, dass wir das Tagesziel gegen 16:00 Uhr erreichen konnten. Die Tagesetappen waren immer mit 6-8 Stunden angegeben. In den meisten Fällen waren wir gegen 17:00 oder 18:00 Uhr an der Unterkunft, bedingt durch ein bis zwei längere Tagespausen, wo wir gerne verweilten, weil es einfach zu schön war.
Tipps für Routenmaterial auf einer Hüttenwanderung
Wir hatten neben der Wanderkarte, auch die Tourenbeschreibung dabei und auf dem Handy eine Wander-App. Startest Du Deine Etappe von einem Dorf aus, kann es sein, dass der Wandereinstieg nicht eindeutig erkennbar ist. Wir hatten uns immer vor Aufbruch bei der Pension erkundigt, welche Richtung wir einschlagen müssen. Einmal hatten wir unbewusst einen Einstieg gewählt, der nicht der abgebildete auf der Tourenbeschreibung war. Durch die Karte und die App waren wir aber auf Wanderkurs und kreuzten später wieder unseren beschriebenen Wanderweg. Hauptsache die Richtung stimmte. Am besten am Abend vorher sich die Wandertagesetappe anschauen und besprechen, wann am nächsten Tag zur Wanderung aufgebrochen wird.
Vorbereitungstipp für eine Mehrtageswanderung
Auf eine Mehrtageswanderung sollte man sich körperlich vorbereiten. Ich habe im Fitnessstudio vorher 3 Monate lang Ausdauer, Muskelaufbau und Kondition trainiert. Dazu gehörte auch im Alltag die Treppen zu nutzen anstatt des Fahrstuhls und einmal die Woche eine Joggingrunde einzuplanen.
Entspannungstipp vor und nach einer Wandertour
Wir hatten uns vor und nach der Wanderung eine zusätzliche Übernachtung im Hotel gebucht. Zum einen um früh morgens ausgeruht zur Wanderung aufzubrechen und zum anderen um den letzten Wandertag noch ausgiebig zu nutzen. So konnten wir auch am nächsten Tag ausgeschlafen mit dem Auto nach Hause reisen. Das Auto konnten wir auf dem Hinterhof vom Hotel während unserer Wanderung stehen lassen. Zum Abschluss der Wanderung hatten wir uns eine Sportmassage gegönnt, um die Muskeln zu lockern. Diese hatten wir bereits im Vorfeld der Wandertour im Hotel reserviert.
Entspannungstipp während einer mehrtägigen Wanderung
Auf Deiner Hüttenwanderung kannst Du auf einem Teilstück auch mal eine Wandermeditation ausprobieren. Die Natur genießen und den Alltag vergessen! Wie das geht? Atmung und Schritte rhythmisch miteinander kombinieren. Zwei bis drei Schritte gehen und dabei tief in den Bauch einatmen, bei den nächsten zwei bis drei Schritten wieder bewusst ausatmen. Immer im Wechsel und dabei die Landschaftseindrücke auf Dich wirken lassen und mit einem Lächeln im Gesicht genießen. Die meisten machen das bestimmt schon automatisch, weil das Wandern in der Natur einen erdet und befreit, wenn diese bewusst wahrgenommen wird.
Packliste 4-tägige Hüttenwanderung
All diese Dinge hatte ich in meinem Tagesrucksack (30l) verstaut oder bereits angezogen getragen.
- 1 Wanderschuhe
- 1 Trekkingshose / Wanderhose (die ggf. auch auf ¾ oder kurz hochgekrempelt werden kann)
- 1 Leggings als Alternative zur Trekkingshose und für die Hüttenübernachtung als „Pyjamahose“
- 1 T-Shirt u.a. auch für die Hüttenübernachtung als „Pyjamahemd“
- 2 Funktionsshirts (Kurzarm)
- 1 Funktionsshirt (Langarm)
- 1 Fleecejacke für morgens und am Abend auf der Hütte
- 1 Regenjacke
- 1 Softshelljacke für tagsüber
- 3-4 Wandersocken u.a. auch für die Hüttenübernachtung nützlich
- 3 Unterhosen
- 1 Trekkingstöcke
- Bauchtasche, um nicht immer an den Rucksack für das Handy, Kaugummi oder Taschentuch zu müssen.
- 1 Hüttenschlafsack – kann meistens auch auf Hütten für ca. 5,00 € ausgeliehen werden und muss demnach nicht mitgeschleppt werden. Am besten direkt bei der Reservierung mit anfragen. Du solltest Deinen Schlafplatz immer im Vorfeld reservieren, da es nur einige wenige Notfallplätze gibt, die auch dafür genutzt werden sollten.
- 1-2 gr. Trinkflaschen
- Hafermüsliriegel, Nüsse, Kaugummi, Bonbons, Traubenzucker
- Für den ersten Tag eventuell Verpflegung einpacken: Brot, Apfel…
- Brotdose oder Zippbeutel für ein Lunchpaket, dass Du Dir von einer Pension oder Hütte mitgeben lässt.
- Handy, Ladekabel und Powerbank
- Stirnlampe
- Flipflops für abends in der Hütte als Hausschuhe
- Sonnenbrille und Sonnencreme
- Stirnband oder Mütze
- Kulturbeutel mit kleinen Probeflaschen (Shampoo, Duschgel, Zahnpasta + Bürste, Creme) -> Du brauchst definitiv keine Schminke mitzunehmen.
- Feuchttücher, da es auch Hütten ohne Duschen gibt
- Kleine Packung Natur-Toilettenpapier
- Hirschtalgcreme für die Fußmassage am Abend
- Kleines Notfallset (Blasen- und normale Pflaster, Wundsalbe, Schmerztabletten, Taschentücher, Verband)
- Auslandsversicherung – je nach Tour – abschließen
- Bargeld dabeihaben, da auf vielen Hütten in bar bezahlt wird
- Wander-App, Wanderkarten, Tourenbeschreibung, Stift und Zettel
- Wichtige Telefonnummern: Touranbieter, Bergrettung, Hütte / Unterkunft
Info: Bei People Abroad findest Du Tipps von 15 Outdoor-Bloggern zum Thema der perfekte Wanderrucksack
Entscheidungsfindung für die richtige Hütten-Wandertour
- Schwierigkeitsstufen in Bezug auf Technik und Kondition beachten.
- Ausgeschilderter Qualitätswanderweg oder querfeldein auf eigene Faust wandern?
- Die Tagesetappen in Bezug auf Kilometer und Höhenmeter für die Auf- und Abstiege beachten.
- Wo möchte ich unterwegs sein und was möchte ich auf meiner Wanderung sehen? Unterwegs in der Natur mit herrlichen Aussichten, einen Bergsee erblicken, Klettersteige bezwingen, eine Klamm sehen, Einkehrmöglichkeiten vorfinden usw.
- Kann ich die Hüttenwanderung unterbrechen und eine Strecke mit dem Bus fahren?
- Ist die Wandertour ohne Begleitung beziehungsweise ohne Bergführer machbar?
- Ist die Hüttenwanderung für Kinder geeignet?
Meine erste Hüttenwanderung in Österreich und welche Tagesetappen mich dort erwarteten, kannst Du im Beitrag: Mehrtageswanderung im Alpbachtal: 4-tägige Wandertour in den Brandenberger Alpen nachlesen. TravelWorldOnline Traveller hat noch mehr Wanderungen in Deutschland zusammengefasst, vielleicht ist da was für Dich dabei.
Hast Du noch weitere Tipps für eine Hüttenwanderung, dann schreibe sie gerne in das Kommentarfeld.
Weitere Ausflugstipps zu Tageswanderungen
Ich bin gerne in der Natur unterwegs und daher unternehme ich fast überall auf meinen Reisen einen Wanderausflug. In den folgenden Reiseberichten findest Du einige meiner Wanderausflugstipps unter anderem im Schwarzwald, auf den Inseln Norderney, Usedom und Poel in Deutschland, aber auch in Scoul in der Schweiz, auf den Reinebringen in Norwegen oder auf dem Vulkan Nevado de Toluca in Mexiko. Ein weiteres Wander-Highlight hatte ich ein Jahr zuvor auf meiner 5-tägigen Wandertour zum Poon Hill in Nepal erlebt. Viel Spaß beim Lesen!
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Weitere Reisetipps
Bist Du auf der Suche nach weiteren Wanderausflügen & Tipps, dann könnten die folgenden Beiträge Dir gefallen:
Nina Hayder
29. Juni 2021 @ 15:09
Mein Mann und ich lieben das Wandern. Dank des Artikels werde ich nun auch Ausdauertraining im Fitnessstudio machen, damit ich für unsere Wanderungen fit bin. Ich hoffe, wir finden bald eine Selbstversorgerhütte irgendwo in Tirol, damit wir unseren Urlaub so richtig genießen können.
SchädelMädel
12. Dezember 2019 @ 17:51
Liebe Marina, das ist eine tolle Übersicht! Was mir noch einfällt: Ersatz-Schnürsenkel können im Zweifel extrem wichtig sein. Nun würde ich am liebsten gleich in die Berge fahren … Viele Grüße aus Bremen, Ingrid
Marina Schütt
12. Dezember 2019 @ 18:52
Liebe Ingrid,
super, danke für den zusätzlichen Tipp!
Und sag Bescheid, wenn Du los wanderst – ich bin dabei!
LG
Marina